Thomas Mann

Rubrik „Neue Bücher“

Auf der Website der Deutschen Thomas Mann-Gesellschaft findet sich die Rubrik „Neue Bücher“. Hier werden Ankündigungen zu aktuellen Büchern und Sammelbänden zu Thomas Mann und zur Familie Mann aufgelistet. Die jeweils neuen Einträge werden im Newsletter vermeldet.

Dieter Borchmeyer: Thomas Mann. Werk und Zeit
(Berlin: Insel 2022, Erscheinungstermin: 12. Dezember 2022)
Mit dieser Monografie legt Dieter Borchmeyer eine umfassende Darstellung des dichterischen und essayistischen Werks Thomas Manns vor. Borchmeyer schildert nicht nur die Lebensstationen Manns von Lübeck über München und Pacific Palisades bis nach Zürich, sondern beschreibt das Werk in seiner Totalität, setzt es in Beziehung zu seiner sozialgeschichtlichen, ästhetischen und weltliterarischen Tradition, und erläutert seine Verortung in der geistigen Situation der Zeit. So spielen die politischen Wandlungen Thomas Manns im Spiegel seiner Erzählungen und Essays vom Kaiserreich über Weimarer Republik und Drittes Reich bis zur Kriegs- und Nachkriegszeit in Europa und Amerika in diesem Buch eine bedeutende Rolle, ja Thomas Mann zeigt sich als politischer Autor par excellence, auch schon zu der Zeit, als er selbst noch wähnte, ein „Unpolitischer“ zu sein. Der Autor des „Zauberberg“, der „Joseph“-Tetralogie und des „Doktor Faustus“ offenbart sich hier überraschend als Zeitgenosse.

 

Matthias Löwe: Dionysos versus Mose. Mythos, Monotheismus und ästhetische Moderne
(Klostermann: Frankfurt/Main 2022)
Um 1900 zeigt sich in der europäischen Ideengeschichte eine wachsende Faszination für den Gegensatz zwischen Mythos und Monotheismus, zwischen den vielen Göttern und dem einen Gott. Im Spiegel dieses alten Topos werden Grundfragen der Moderne reflektiert: das Verhältnis von Immanenz und Transzendenz, Fremdbestimmung und Freiheit, Toleranz und Dogma. Die Studie von Matthias Löwe rekonstruiert den modernen Diskurs über Mythos und Monotheismus und sein ästhetisches Potenzial, das vor allem im frühen 20. Jahrhundert freigesetzt wird, bei Hugo von Hofmannsthal, Gerhart Hauptmann, Arnold Schönberg und Thomas Mann. Mit der Ästhetisierung von Mythos und Monotheismus verfolgen diese Intellektuellen keine religionsgeschichtlichen Interessen. Vielmehr wird im Gewand literarisierter Mythen oder biblischer Geschichten um die Deutung der Moderne gerungen.

 

„Thomas Mann’s Los Angeles: Stories from Exile 1940 – 1952”, herausgegeben von Nikolai Blaumer und Benno Herz
(Santa Monica: Angel City Press 2022)
Was als Social-Media-Serie des Thomas Mann House im März 2020 begann, ist nun zu einem Buch geworden. Der Band zeichnet anhand eindrucksvoller Illustrationen des Künstlers Jon Stich und rund siebzig englischsprachiger Essays ein lebendiges Porträt vom Leben und den Erfahrungen Thomas Manns während seiner Zeit im Exil in L.A.. Nicht nur setzten sich Mann und andere Emigrantinnen und Emigranten im Kampf gegen den Faschismus in Deutschland ein, sie verinnerlichten auch die Kultur ihrer Wahlheimat und bereicherten diese maßgeblich. Das Buch erzählt auch davon, wie sich der Schriftsteller und Literatur-Nobelpreis-Gewinner an das Leben als Angeleno anpasste, wie er die vielen Strände der Stadt genoss, im Brown Derby zu Mittag aß, die Hollywood Bowl besuchte und mit seinem Pudel Niko durch die Nachbarschaft spazierte. Verfasst wurden die Essays von dreiundvierzig Expertinnen und Experten sowie den Herausgebern Nikolai Blaumer und Benno Herz.

 

Eisinger, Ralf: Und konnten beisammen nicht kommen. Aspekte einer verhinderten Wahlverwandtschaft zwischen Thomas Mann und Richard Strauss
(München: iudicium Verlag 2022)
Schon zu Lebzeiten wurden Richard Strauss und Thomas Mann als Chronisten einer zu Ende gehenden bürgerlichen Kultur gleichermaßen bejubelt und angefeindet. Vieles hat die beiden Ausnahmekünstler getrennt, einiges vereinte sie. Ihrer Bedeutung als Repräsentanten ihrer Zeit und ihrer Kunst waren sich beide früh bewusst. Ihr Umgang mit dieser Erkenntnis war dabei ebenso unterschiedlich wie ihre Lebensart und -einstellung, was sich am deutlichsten in ihrer politischen Haltung zum Nationalsozialismus offenbarte. Angesichts der überschaubaren gesellschaftlichen Verhältnisse in München und Berlin überrascht es, dass sich beide kaum begegnet sein sollen. Dabei hat Thomas Mann, trotz aller Skepsis gegenüber dem Charakter von Richard Strauss, dessen Musik er durchaus geschätzt, den Komponisten sogar als „Sonntagskind“ bezeichnet. Am Ende bringt die Volksballade von den beiden „Königskindern“, die nicht „beisammen“ kommen konnten, eine gesellschaftliche Nicht-Beziehung auf den poetischen Punkt.

 

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