Thomas Mann

Ortsverein BonnKöln plant weitere literarisch-musikalische Abende

In Zusammenarbeit mit dem Woelfl-Haus referierte am 18. September 2019 ebenda der Musikwissenschaftler Dr. Hartmann über den Hallenser Komponisten, Organisten, Dirigenten und Universitätsprofessor Robert Franz. Dieser wird im Doktor Faustus erwähnt und war im ausgehenden neunzehnten Jahrhundert in Deutschland eine sehr anerkannte Größe im deutschen Musikleben. Keine geringerer als Robert Schumann erkannte bereits in Franz‘ Opus 1 seine in die romantische und spätromantische Stilistik wegweisenden Liedkompositionen – so kommentierte in der von ihm gegründeten „Neuen Zeitschrift für Musik“ : „Vergleicht man z. B. an den vorliegenden Liedern den Fleiß der Auffassung, der den Gedanken des Gedichtes bis auf das Wort wiedergeben möchte. (…)  Mit dem Vorigen ist schon das Charakteristische der Lieder von R. Franz angesprochen; er will uns das Gedicht in seiner leibhaftigen Tiefe wiedergeben.“
Seine Gedichtvertonungen zeichnen sich durch Knappheit und Prägnanz aus. Unsere Co-Vorsitzende Frauke May-Jones trug unter Begleitung von Kristi Becker am Klavier insbesondere Heine-Vertonungen von Robert Franz mit großer Intensität vor. Der Verzicht auf romantische Verspieltheit hob in großer Klarheit den Text hervor. Dieses Pochen auf Deutlichkeit, diese nervöse Anspannung legen neben der zentralen Wirkungsstätte Halle die Annahme nahe, dass Thomas Mann Robert Franz im Sinne hatte, als er die Figur Wendell Kretzschmar entwickelte.

 

 

Am 29. Oktober 2019 konnten wir in der Aula des Helmholtz-Gymnasiums den wunderbaren Vortrag von Frau von der Lühe „Das kühne, herrliche Kind“ - Thomas Mann und seine Tochter genießen. In einer knappen Stunde umriss sie das Thema des Vater-Tochter-Verhältnisses als Ganzes und stellte das am tiefsten greifende Zerwürfnis zwischen Erika und Thomas in den Jahren 1933-1936 facettenreich dar. Sie verlor nie den großen Rahmen aus dem Auge und hielt dennoch mit Prägnanz den Blick auf jede Briefzeile, den die beiden einander schrieben. Bei all dem schlimmen politischen Hintergrund arbeitete sie die sprachliche Qualität dieser im Grunde privaten Schriftstücke heraus, die Fähigkeit der beiden, die Schärfe Ihres Denkens mit der Tiefe ihrer Gefühle zusammenzubringen, ihr Talent, bei allem Ernst der Lage ihren Humor nie ganz zu verlieren – alles Dinge, die in Kurznachrichtendiensten nicht vermittelt werden können.

Für das Projekt des Literarischen Salons haben sich inzwischen 13 Mitglieder gemeldet, ein erstes Treffen findet am 2. Dezember statt. Dort sollen gemeinsam Texte gelesen und diskutiert werden.

Für das kommende Jahr sind zwei weitere literarisch-musikalische Abende in Vorbereitung:
- Ein Heine-Abend mit Texten von Thomas Mann über Heine und mit Gedichten Heines und deren Vertonung durch verschiedenste Komponisten.
- Eine szenisch-musikalische Lesung des Wendell Kretzschmar-Kapitels mit Opus 111 aus Doktor Faustus.

 Mehr Informationen unter www.thomasmann-bonnkoeln.de/

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