Thomas Mann

Neue Rubrik „Neue Bücher“

Auf der Website der Deutschen Thomas Mann-Gesellschaft findet sich eine neue Rubrik: Unter „Neue Bücher“ werden Ankündigungen zu aktuellen Büchern und Sammelbänden zu Thomas Mann und zur Familie Mann aufgelistet. Die jeweils neuen Einträge werden künftig auch im Newsletter vermeldet.

Ralf Eisinger: Klaus Pringsheim aus Tokyo. Zur Geschichte eines musikalischen Kulturtransfers (München: iudicium Verlag 2020)
Als Sohn einer begüterten Familie jüdischen Ursprungs wächst Klaus Pringsheim gemeinsam mit seiner Zwillingsschwester Katia, der späteren „Frau Thomas Mann“, in München auf. Schon als junger Mann tritt er als Pianist und Komponist in Erscheinung, ehe er 1906 Schüler Gustav Mahlers in Wien wird. Bald reüssiert Pringsheim als Dirigent, arbeitet als Regisseur, Dramaturg und Kritiker in Prag und Bremen und erlebt das Berliner Kulturleben der 1920er Jahre, dem er als Leiter der Bühnenmusik des Reinhardt-Theater und als Dirigent des ersten Mahler-Zyklus entscheidende Impulse zu geben vermag. Ein neues Leben beginnt 1931 mit der Berufung als Kompositionslehrer und Leiter des Orchesters der Musikakademie in Tokio. In Japan tritt er insbesondere als Dirigent vieler Mahler-Erstaufführungen prominent in Erscheinung. Was anfangs noch als Abenteuer auf Zeit gedacht war, entwickelt sich durch die geschichtlichen Ereignisse zu einer Endstation. Sein Leben wird fortan durch die Erfahrungen des Exils geprägt. Nach dem Krieg lebt er einige Jahre in Kalifornien, kehrt aber 1951 endgültig nach Tokio zurück.

Rolf Füllmann: Thomas Mann (Literatur Kompakt, Band 18, Baden-Baden: Tectum-Verlag 2021)
Der Nobelpreisträger Thomas Mann (1875–1955) wird als einer der weltweit bedeutendsten Autoren des zwanzigsten Jahrhunderts in diesem Band beispielhaft mit Romanen wie ‚Buddenbrooks‘ (1901), ‚Der Zauberberg‘ (1924), ‚Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull‘ (1954) sowie den Novellen ‚Der Tod in Venedig‘ (1912) und ‚Unordnung und frühes Leid‘ (1925) vorgestellt. Diese repräsentieren einen wichtigen Abschnitt der Kulturgeschichte von der Gründer- bis in die Nachkriegszeit. Die Themen des Werks reichen von Familien- und Künstlerproblemen des bürgerlichen Zeitalters über den Komplex von Krankheit, Genie und Eros bis hin zur Musik Wagners und Schönbergs, zu Goethe und Schiller, zur hebräischen Bibel und auch zu Transkulturalität und Gender Trouble. Mit dem Begriff der ‚deutschen Märchenseele‘ entwickelt der Antifaschist Thomas Mann zudem ein sozialpsychologisches Konzept zur NS-Ideologie. Der Band richtet sich an Schule, Universität und interessierte Leserschaft. Er soll einen kompakten Einblick in das umfangreiche wie intermediale Gesamtwerk liefern, zu dem auch Familienangehörige, etwa die Tochter Erika Mann, wesentlich beitrugen.

Dirk Heißerer: Das Rätsel der Sphingen vom Nordfriedhof. Bewahrung bei Thomas Mann, Verlust und Rekonstruktion (Würzburg: Verlag Königshausen & Neumann 2021)
Die Rückkehr der Sphingen vom Münchner Nordfriedhof (2019/20) ist einer Erwähnung Thomas Manns in seiner Novelle Der Tod in Venedig (1912) zu verdanken. Die christlichen Wächter werden darin zu „apokalyptischen Tieren“ umgedeutet. Um 1960 bezeichnete ein Münchner Baurat die Sphingen als „Scheißviecher“ und ließ sie, zusammen mit Relieffiguren und Wandtexten, entfernen. Die wundersame Rückkehr der Sphingen hat viele neue Erkenntnisse mit sich gebracht, für das Friedhofsgebäude, aber auch für die Novelle. So unternimmt Gustav von Aschenbach wie Äneas eine Hadesfahrt. Auch die frühe Simplicissimus-Groteske „Der Weg zum Friedhof“ (1900) erscheint in neuem Licht. Der Kunsthistoriker Thomas Raff stellt die Sphinx in der nachantiken Kunst vor, und die Steinmetzmeister Barbara Oppenrieder und Wolfgang Gottschalk berichten mit Fotos von ihrer Sphingenrekonstruktion. Eine Dokumentation bietet u.a. den Erstdruck der Grabrede Thomas Manns auf seine Schwester Julia Löhr (1927).

Peter Lange: Prag empfing uns als Verwandte. Die Familie Mann und die Tschechen (Prag: Vitalis Verlag 2021)
Im Dezember 1936 verkündet der NS-Staat die Ausbürgerung von Thomas Mann. Aber dieser Schlag geht ins Leere – der Literaturnobelpreisträger und prominenteste deutsche Schriftsteller ist bereits Bürger der Tschechoslowakei, und mit ihm auch Bruder Heinrich und die meisten Angehörigen der Familie. Mit vielen bis lang unbekannten Details schildert der Journalist Peter Lange das Verhältnis der Familie Mann zu den Tschechen, er stellt die tschechischen Schwägerinnen des Nobelpreisträgers vor, analysiert die politischen und kulturellen Beziehungen zu Prag und zeichnet die Reisen in die Tschechoslowakei nach.
Die Recherchen des Autors schließen damit eine Lücke in der Mann-Forschung und räumen mit den Mythen rund um die Tschechoslowakische Staatsbürgerschaft auf, die Thomas Mann noch vor seiner Ausbürgerung durch den NS-Staat erhielt.

Herbert Lehnert: Thomas Mann. Die frühen Jahre. Eine Biographie (Göttingen: Wallstein 2020)
Eine Biographie Thomas Manns, die das Frühwerk in seiner Modernität in den Blick nimmt und dem starken Einfluss seines Bruders Heinrich nachgeht. Diese Biographie konzentriert sich auf die Modernität der frühen Werke. Diese sind nicht stilistisch, aber inhaltlich modern, weil sie eine Welt mit Widersprüchen annehmen. Thomas Mann orientierte sich zunächst an seinem Bruder Heinrich, der sich stets um Modernität bemühte. Als Herausgeber der antisemitischen Zeitschrift "Das Zwanzigste Jahrhundert" wandte Heinrich sich jedoch einer konservativen Schreibart zu und missbilligte zudem Thomas‘ Homoerotik und Vorliebe für Schopenhauer. Thomas beteiligte Heinrich daraufhin nicht an der fiktionalisierten Familiengeschichte "Buddenbrooks" und löste damit einen heftigen Bruderzwist aus.
In "Fiorenza" stellen die Dialoge die Modernität in Frage, ohne sie aufzugeben. Um 1905  problematisiert Mann in zahlreichen Werken verstärkt die Bürgerlichkeit, unter anderem in "Wälsungenblut" und "Königliche Hoheit", einer Parodie der konstitutionellen Monarchie. "Der Tod in Venedig" stellt eine neue Epoche des Werkes Thomas Manns dar.

Christian Luckscheiter: Wiederholungsfest? Versuch einer zyklischen Lektüre von Thomas Manns Der Erwählte (Bielefeld: Aisthesis 2021)
Bei Friedrich Schlegel und damit seit den Anfängen der „Neueren Philologien“ steht zyklische Lektüre synonym für philologische Lektüre. Erst zyklisches, also wiederholtes Lesen, so die These, reichere den Text mit all der Qualität an, die typischerweise als „in ihm liegend“ angenommen wird. Wenn der ausgewählte Text das zyklische Lesen ‚erträgt‘, also beispielsweise zunehmend Sinnverweisungen entwickelt, erweist er sich als „wiederholungsfest“.
Mit nichts anderem an ‚Handwerkszeug‘ als dieser Lektüreweise wird eine Annäherung an den Erwählten von Thomas Mann gewagt. Ihr Interesse ist allein der Text in seiner inneren Struktur und als Ort, an dem sich Stimmen aus anderen Texten kreuzen. Werden sich mithilfe wiederholten Lesens auch hier spezifische Lektüren einstellen, so dass sich der Erwählte zum Schluss sogar als „Wiederholungsfest“ wird feiern lassen können?
Hinweis des Aisthesis Verlags: Der Verlag räumt für Mitglieder der Deutschen Thomas Mann-Gesellschaft einen Sonderrabatt von 30 Prozent bei Bestellung des Buchs direkt beim Verlag ein. Die Bestellung mit dem Zusatz "Mitgliedsrabatt Deutsche Thomas Mann-Gesellschaft" kann per E-Mail an folgende Adresse gesendet werden: info@aisthesis.de

Gerhard Roleder: "Diesmal hört ihr meine eigene Stimme." Thomas Manns BBC-Ansprachen aus technischer Sicht (Erfurt: PROOF Verlag 2020)
Thomas Mann schrieb zwischen 1940 und 1945 Radioansprachen, in denen er sich über die BBC an Hörer in Deutschland wandte, um sie von der Sinnlosigkeit des Krieges zu überzeugen. Während die ersten Ansprachen noch von einem BBC-Sprecher vorgetragen wurden, übertrug die BBC ab März 1941 Thomas Manns Stimme von Schallplatten, die im amerikanischen Exil aufgenommen wurden. Historiker und Literaturwissenschaftler haben sich jeweils aus ihrer Sicht mit den insgesamt 58 Reden eingehend beschäftigt. Dieser Aufsatz behandelt einige technische Aspekte dieser speziellen Rundfunkübertragungen und geht dabei den Fragen nach: Wie war die Empfangssituation in Deutschland? Was tat die BBC, um möglichst vielen Hörern den Empfang zu ermöglichen? Welche Wechselwirkungen bestanden zwischen Sende- und Empfangstechnik und Programmgestaltung? Die Broschüre richtet sich an allgemein technikgeschichtlich Interessierte. Spezielle Kenntnisse auf dem Gebiet der Funktechnik werden nicht vorausgesetzt.

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